Tourenbericht der
Tourenwoche 1 vom 25.Juli – 1.August 2009
Samstag 25
Juli 2009 Anreise
Treffpunkt
war der Bahnhof Zofingen wo alle um 9.3o Uhr eintrafen. Bei gutem
Wetterbericht, der diesen Sommer nicht selbstverständlich ist, reisen Larry,
Wendy, Beat, Dominic und ich mit grossen Erwartungen ins Engadin, genauer nach Morderatsch, wo unser Bergführer Bruno direkt von der
Tourenwoche 2 kommend noch zu uns stossen soll. Nach kurzer Begrüssung und
Glacehalt ging es weiter Richtung Bovalhütte, wo wir
um 17.00 Uhr eintrafen. Vor und nach dem Nachtessen konnten wir die Abendsonne
geniessen und einige Tagesziele der kommenden Woche bestaunen, aber schon bald
hiess es ab zur Nachtruhe, denn es soll eine frühe Weckzeit geben.
Walter
Sonntag,
26.07.09 Piz Morderatsch
Wir standen
früh auf, früh genug, so dass ich mich nicht mehr erinnern konnte, wie früh es
war! Nach einem kurzen Frühstück stolperten wir im Dunklen los. Auf einem
knappen, happigen Aufstieg erreichten wir den ENE-Grat des Piz Morteratsch. Mit leichter Kletterei folgten wir schwitzend
– mit Ausnahme unseres Bergführers – dem Grat und genossen nebenbei noch den
Sonnenaufgang in vollen Zügen. Die durch das Klettern heiss gelaufenen Schuhe
konnten wir auf dem Firngrat zum Gipfel wieder abkühlen. Mit eindrücklichem
Blick auf den Biancograt nahmen wir auf dem Morteratschgipfel gemütlich unser Lunch ein, bei welchem
auch die Krähen, bzw. die Bergdohlen nicht zu kurz kamen. Nach „mehr oder
weniger vollem Magen!“ ging es gemütlich über den Gletscher zur Cna da Tschierva hinunter.
Nach dieser
anstrengenden Tour wurden wir in der Hütte mit einem Nachtessen belohnt,
welches mich an Diätkost „à la Nouvelle Cuisine“ erinnerte. Für eine JO-Gruppe würde es allenfalls
als Vorspeise knapp genügen! Für diejenigen, die noch nicht genug hatten, gab
es zum Dessert noch 1 bis 2 „Gutzis“. Trotz der etwas
schlichten Bewirtung war es eine wunderschöne, herrliche und lohnende Hochtour.
Dominic
Montag, 27.
Juli 2009 Piz Roseg
(3751 m)
Da heute eine
längere Tour auf dem Programm steht, heisst es, noch früher aus den Federn - um
3.30 beginnt die abwechslungsreiche Tour auf den Piz Roseg.
Im Licht der Stirnlampe wandern wir bis zum Gletscherrand, wo wir Steigeisen
anziehen. Von unten bestaunen wir die Glühwürmer-Kolonne, die sich Richtung Piz
Bernina schlängelt, und wir sind froh, dass nur wenige Seilschaften das gleiche
Ziel haben wie wir. Wenn alle bereit sind, kreuzen wir die relativ flache
rechte Hälfte des Vadret da Tschierva,
folgen dem mühsamen Geröllweg auf die Moräne und klettern einen Eishang hinauf,
bis wir die wieder flachere linke Hälfte des Gletschers erreichen. Im
Morgenlicht schauen wir zu den zwei wunderschönen Roseggipfeln
hinauf. Von hier sehen sie fast senkrecht aus, und man fragt sich, ob es
wirklich möglich sei, sie zu besteigen. Aber es gibt keine Zeit mehr für solche
Überlegungen! Den Eselsgrat angekommen, machen wir eine kurze Pause, bevor wir
die schöne aber auch anspruchsvolle
(schwieriger als der Biancograt!)
Gratkletterei angehen. Als mehrere Türme hinter uns liegen, kommen wir zu der
steilen Schneekuppe, die direkt auf den Nordgipfel des Piz Rosegs
führt. Einen Gipfelkuss gibt es noch nicht, denn unser Ziel ist der 17 m höhere
Hauptgipfel, welcher durch eine tiefe Scharte vom Nordgipfel getrennt
ist. Die Steilheit erfordert unsere höchste Konzentration, aber bald sind wir
auf dem Hauptgipfel, wo wir die herrliche Aussicht geniessen. Im Abstieg gibt
es die Gelegenheit unsere Abseiltechniken zu üben (5x 25m), was uns schnell
wieder zum Gletscher hinunterbringt. Um genau 15.30 kehren wir wieder bei der Tschiervahütte ein, wo wir bei durstlöschenden Getränken
auf der Terrasse das Piz Roseg wieder bewundern.
Wendy
Dienstag
28.Juli 2009
Wieder war um
2.45 Tagwache. In der Tschiervahütte setzte emsiges
Treiben ein, denn eines ist klar: wer auch nur um Minuten zu spät beim
Frühstück erscheint, der hat das Nachsehen. Das Müesli ist bereits nach den
ersten fünf Minuten vollständig verputzt! Es gab jedoch an diesem Morgen noch
ganz anderes zu beachten. Draussen wurde eine herrliche Show mit intensivstem
Wetterleuchten vorgeführt. Auf unsere bangen Blicke hin meinte der erfahrene
Bündner Bergführer aber nur trocken: Ja, ja, das Phänomen des Wetterleuchtens
gehört halt zum Sommer, das ist ganz normal, ihr könnt getrost gehen. Soweit
beruhigt, machten wir uns kurze Zeit später auf, um den Scerscen
zu bezwingen. Nach kurzem Marsch hatten wir auch schon den Gletscher erreicht,
wo uns alsbald ein eisiger Wind antrieb. Nach ein paar weiteren Minuten war es
dann allerhöchste Zeit, um die Regensachen hervorzukramen und die Kapuzen gegen
den harten Graupelschauer hochzuklappen. Wir machten, wie auch alle andern
Gruppen, schnurstracks kehrt und flüchteten vor dem Gewitter zurück in die
Hütte. Zum Teil lösten sich die Gruppen in der Hitze des Gefechtes auf. Ein
Pickel schwingender Zeitgenosse schloss sich von der Seite kommend ungefragt
unserer Gruppe an und verteidigte seinen Platz in der Mitte mit ausladenden
Bewegungen standhaft.
Nach diesem
kurzen Ausmarsch lagen wir anderthalb Stunden später bereits wieder unter den
Wolldecken und holten den fehlenden Schlaf nach.
Um neun Uhr
weckte uns die strahlende Sonne. Sachentrocknen, Wetterbestaunen, Mittagessen.
Dann starteten wir erneut, diesmal allerdings nicht mehr um den Gipfel zu
bezwingen, sondern um auf dem Gletscher mal wieder eine Spaltenrettung zu üben.
Zum Glück nur üben, hoffentlich brauchen wir dieses Wissen im Ernstfall nie.
Beat
Mittwoch, 29.
Juli 2009 Piz Bernina (4048 m)
Pünktlich um
3:29 verliessen wir mit vollen Rücksäcken die Tschiervahütte
Richtung Piz Bernina, der höchste Punkt dieser Woche. Wir waren weder die
einzigen noch die ersten, die diesen Weg einschlugen, aber dank Brunos gutem
Tempo und taktischen Überlegungen, waren wir trotzdem fast die ersten, die kurz
nach Sonnenaufgang von der Fuorcla Prievlusa den Felsgrat in Angriff nehmen konnten (Brunos
Motto: „Lieber den Stau verursachen als im Stau stecken.“ Es sei bemerkt, dass
wir auch keinen Stau verursacht haben.). Nachdem der Felsgrat überklettert war,
präsentierte sich der Biancograt in seiner ganzen
Länge und Pracht vor einem wolkenlosen Himmel im strahlenden Sonnenschein –
Wow! Nun stiegen wir regelmässig Schritt für Schritt am kurzen Seil den mal
schmäleren, mal breiteren Biancograt hinauf. An einer
steileren Stelle war der Grat ausgeapert und wir setzten Eisschrauben, damit
von Stand zu Stand gesichert werden konnte. Ab und zu erlaubte das Terrain
einen kurzen Blick zurück, und wir waren sehr froh, nicht im Pulk der anderen
Seilschaften zu stecken. Am Ende des Biancograts auf
dem Pizzo Bianco / Piz Alv,
wo viele meinen, dass sie auf dem Piz Bernina seien, fing eine weitere
Kletterpartie an. Da wir schon lange unterwegs waren und einige Höhenmeter in
den Beinen hatten, schien dieser Grat mit all seinen Türmen nicht aufhören zu
wollen. Umso grösser war die Überwältigung, als wir alle nach 6¾ bzw. 7¼
Stunden auf dem Gipfel standen. Das Ende eines anstrengenden Aufstiegs, auf den
höchsten Punkt diesseits der Berner und Walliser Alpen zu stehen, strahlender Sonnenschein,
tiefblauer Himmel, Windstille – alles rührte mindestens die Hälfte der Gruppe
zu Tränen. Nach einer kurzen Pause (die Meute näherte sich langsam) stiegen wir
über einen weiteren aber zahmeren und vor allem kürzeren Felsgrat Richtung Rifugio Marco e Rosa. Da viele Bergsteiger die kürzere
Route von der italienischen Seite bevorzugen, gab es hier mehr „Verkehr“,
Gedrängel an den Abseilstellen, und „originelle“ bergsteigerische Techniken zu
beobachten. Trotzdem kamen wir alle sicher und zufrieden in die Rifugio Marco e Rosa an.
Larry
Donnerstag,
30.07.09 2 Gipfel
Nach der längeren Vortagestour über den herrlichen Biancograt
ist unser heutiges Tagesziel um einiges kürzer und einfacher. Ein wunderschöner
Sonnenaufgang begleitete uns über die Fuorcla Crast’ Agüzza. Ohne grössere
Schwierigkeiten erreichten wir gemütlich über den Gletscher via Nordgrad den
Piz Argient (3945 müM).
Nach kurzer Rast stiegen wir auf die Fuorcla dal Zupo ab, um auf der gegenüberliegenden Seite über den
Südwestgrat empor zuklettern – von unten bis oben in „Knusperfels“ von
Feinstem! Und wenn er nicht so knusprig wäre, wäre er wahrscheinlich ein
Viertausender geblieben! Aber auch mit den 3996 müM
ist der Piz Zupo ein lohnender Aussichtsberg. Nach
kribbligem Abstieg über den „Knuspergrat“ ging es ab der Fuorcla
in gemütlichem Schritt auf dem Gletscher zur Marco e Rosa Hütte zurück. Mit
einer feinen Pasta wurden wir in der Hütte für unsere Anstrengungen belohnt.
Dominic
Freitag
Der letzte
Tag, mit der Aussicht den Piz Palü zu erklimmen, ist angebrochen. „Bianco“, der
rabenschwarze Hüttenwirt der Marco e Rosa Hütte, und seine Crew sorgen für ein
tolles Frühstück mit echtem italienischem Espresso der Marke „weckt Tote auf“.
Wir packen unsere Sachen, schnallen die Steigeisen an die Bergschuhe und
marschieren dem anbrechenden Tag entgegen. Sanft rötet sich der Himmel und gibt
Gelegenheit zu imposanten Photos. Nach kurzer Zeit verlassen wir den
allgemeinen Trampelpfad und zweigen erst mal gegen Süden ab. Ein steiler, mit
Eisschrauben gesicherter Aufstieg bringt uns zum Gipfel der Bellavista.
Nur, wo ist die schöne Aussicht denn hingekommen? Wir hocken im Nebel fest und
sehen gerade mal gut hundert Meter weit. Das Gipfelphoto machen wir jedenfalls
mit mausgrauem Hintergrund. Rasten mag eigentlich niemand so recht. So machen
wir uns halt auf den Weitermarsch über den Grat Richtung Piz Palü. Im Sattel
vor dem Aufstieg zum Westgipfel geht es dann los: Regensachen hervorkramen und
von exponierten Stellen fernbleiben. Das aufkommende Gewitter sorgt für
Respekt. Als sich das Gewitter nach einer halben Stunde immer noch nicht
verziehen will, machen wir uns auf dem „Talweg“ über die Fortezza
Richtung Diavolezza auf den Weg. Selbst hier steht
unserem Bergführer der Zottel seiner Mütze bolzengerade in die Höhe. Abstieg
über die gut gesicherte Fortezza und dann die Querung
über den Gletscher bringen uns kurz nach Mittag in die Diavolezza.
Wenigstens ist es drinnen trocken, denn das Gewitter hatte sich zwar in der
Zwischenzeit verzogen, aber der Regen ist hartnäckig geblieben.
Ein
verstauchter Fuss zwang dann leider zwei der Teilnehmer zur vorzeitigen
Heimreise. Wir anderen genossen aber noch ein köstliches Nachtessen und
schlossen die schöne Tourenwoche bei einem guten Wein versöhnlich ab.
Beat
Samstag 1.
August 2009 Heimreise
Nach
ausgiebigem Ausschlafen treffen wir Bruno, Beat, Dominic und ich uns um halb
acht zum Morgenessen. Die Überraschung war schon ein wenig da, als wir das
reichhaltige Frühstücksbuffet gesehen haben aber genossen haben wir es erst
recht, denn wir hatten genug Zeit bis um 9.00 Uhr uns die Seilbahn nach unten
an die Station Diavolezza der Berninabahn brachte. Im Zug nach Pontresina
verabschiedeten wir Bruno der nur das Auto vom Parkplatz Morderatsch abholen wollte um nachher wieder zum Berghaus Diavolezza zu kommen, denn er wollte am Sonntag mit neuen
Gästen den Piz Palü besteigen. Beat,
Dominic und ich reisten weiter Richtung Heimat „sprich Zofingen“ wo wir um
14.15 Uhr eintrafen.
Ich möchte
Bruno danken für die tolle Woche die wir mit ihm erlebt haben und allen
Teilnehmern fürs mitkommen und die tolle Kameradschaft die ich mit euch erleben
durfte. So macht das „in die Berge gehen“ viel Spass !
Walter